Teil 1: Juni
Als sich der Schlaf von meinem Brustkorb loeste, war es vier und ich anders geworden. Das Blau lag in sich verloren, da unten vor dem Zimmerfenster. Es sah aus wie Ana, wie wenn sie schweigt und das Gesicht ganz weich ist. Ich, da oben sitzend, wie ein Turmspringer vor dem Sprung ins Becken, das dieser Tag war.
Ich wollte mir nichts anziehen, wollte nur sitzen und dass das Blau dort blieb. Es wich in den Mittag und mein Sitzen verlor an Friedlichkeit. Das Licht wog immer schwerer. Ich zog mir nichts an. Denn ich wusste nicht mehr was. Im Juni trug ich immer diesen Mantel: die Stille, das Bitter, das helle Licht. Darin konnte ich größer sein, als die anderen. Größer, als die Welt in meinem Kopf schien, und sie war gigantisch. Funktionierte aber nur nachts. Tagsüber hatte ich nichts zu tragen. Dann sahen mich die Menschen so, wie mich mein Spiegelbild.
Teil 2: Juli
Ein Trinker in der Bahn hob ein Bier aus Plastik zum Mund und glotzte. Ich konnte seinen Gedanken zuhören, als die Häuser neben uns ins Nichts flossen. Sie waren leicht und er schluckte sie in den Bauch. Da lag sein Kind und trank und wurde ganz ruhig. Er hatte seine Hand ganz selig auf dem Rollator liegen, die Fingerchen nach der Rundung greifend. Menschen sind schön, wenn ihr Kind schläft, dachte ich und war geknickt, weil er schön war.
Erst als er ausstieg machte ich mir Musik an. Die kratzt in meinem Kopf immer genau das wieder auf, was sich am Boden festgesetzt hat. Meistens sind das kitschige Gefühle. Mein Weg mich zu beruhigen. Muesste ich nicht tun, wenn ich einen Hund mit sehr weichem Fell hätte. Durfte ich aber noch nie haben. Ich rühre um. Es schmeckt nach schwarzem Tee mit Zucker.
Ich kannte mal wen, der sah aus wie September. Er hatte den Sommer schon hinter sich. Seine Wimpern wie blasse Sträucher, die Augen dahinter faulende Äpfel. Wir hatten uns nicht viel zu sagen, aber verliebt war ich trotzdem. Manchmal lief ich durch seine Straßen, die brannten, und schrie durch die offenen Fenster, dahinter blieb er liegen.